507 Beiträge - Larp-Gott
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Arn 2 – „Frühlingserwachen“ – Rezension
Ausgangssituation
Um ehrlich zu sein war ich nach meiner Ankunft am Zeltplatz wenig begeistert: Nicht nur der kontinulierliche Nieselregen, sondern auch die Lage des Lagers direkt an einer Straße stimmte mich nicht allzu glücklich. Als dann noch der Weg zum Parkplatz (ca. 2-3 Kilometer) dazu kam, waren die Erwartungen meinerseits nicht mehr allzu hoch.
Schnell zeigte sich jedoch, dass die angrenzende Straße kein Problem darstellte – wenig befahren und das Ambiente überhaupt nicht störend blieb sie den Großteil des Cons über verschwiegen und intime ;-)
Das Wetter als unbestimmbare Variable zeigte sich in klischeegerechter Aprilform. 10 Minuten lang strahlender Sonnenschein bei blauem Himmel vermochten nicht, uns zu täuschen. Denn nach dieser Zeit zog erneut Wind auf und begann anschließend mit Regen – teils wie aus Sturzbächen. Im ständigen Wechsel der einzelnen Wetterarten unterstreichte es die chaotischen Vorgänge um uns herum recht gut.
Plot
Hach, wie herrlich: Eine nächtliche Anreise durch den Wald erwartet die Abenteurer, die ins Landesinnere Arns vorzustoßen versuchen. Statt Orks, Wegelagerern, Wilden oder sonstigen angriffslustigen Wesen, die einem gern bei solchen Anreisen begegnen, stoßen wir auf einen verstörten Mann, der uns - mit einem Dolch bewaffnet – fortschicken möchte. Er erzählt jedoch den ihm gut zuredenden Leuten, dass er von dunklen Priestern verfolgt werde, da er sie beobachtet habe.
Unsere Vorhut stößt derweil anscheinend auf Leute, die seine Auslieferung fordern. Angeblich habe er Hühner gestohlen und solle daher der Gerichtsbarkeit übergeben werden. In Anbetracht der Aussagen des vermeintlichen Diebes tragen wir ihn, der irgendwann ohnmächtig wird, erst einmal mit uns. Wie die Vorhut die Personen, die seine Auslieferung forderten, abgewiesen hat, weiß ich nicht.
Nach einem langen und beschwerlichen Marsch – die Vorhut ist mittlerweile verschwunden, da wir mit dem zusätzlichen Ballast eines Menschen nur recht langsam und stockend vorankommen – stoßen wir wieder auf unsere Leute. Ein dunkles Ritual habe es gegeben, welches von ihnen gestört worden sei. Wahrhaftig stehen auf dem Hügel – jeweils von Fahnen flankiert – ein Schwert, ein Stab sowie ein riesiger Sarkophag mit einem Skelett, das einen blauen Brustpanzer trägt. Letzterer weist eine Menge Blut, der gesamte Platz dunkle magische Energien auf.
In einem Lager angekommen finden wir weiteren Grund zur Unruhe: Überall befinden sich Knochen und es tauchen kontinuierlich Untote, wenn auch nicht sonderlich schnell oder koordiniert kämpfend, auf. Schlimmer gestaltet sich jedoch noch die Nacht, in der viele von uns gegen 2:30 Uhr aus den Zelten gejagt werden. Die Kultisten, die bei ihrem Ritual gestört worden waren, rächen sich nun. Mit ihren Rufen „für den Einen!“ mischen sie das Lager auf und zünden einige Zelte an.
Im Laufe des nächsten Tages gelangen wir zu einigen Erkenntnissen: Neben dem blauen Brustpanzer gibt es noch weitere Rüstungsteile (Armschienen, Beinschienen, Helm, …), die anscheinend verstreut sind. Weiterhin gibt es nahe dem Lager einige Stacheln in der Erde, welche wohl einem Dämon gehören, der mithilfe eines Bannsiegels in der Erde gehalten wird.
Zudem gibt es noch ein verbranntes Haus im Wald, an welchem Geister über ihr Schicksal klagen, eine Steinstatue, der Gliedmaßen fehlen und die den Helm der besagten Rüstung trägt, ein Elementarrätsel an der anderen Seite des nahe gelegenen Sees und noch einige Kleinigkeiten mehr.
Die Verhandlungen mit den Kultisten scheitern – wie schon vorher klar. Sie wollen die Rüstungsteile, unseren Abzug sowie die Fortführung ihres Rituals am Sarkophag (in dem sich die Überreste des einstigen Kriegsherrn des „Einen“ befinden), worauf wir natürlich nicht eingehen. In der Nacht kommt es daher zum Kampf mit Söldnern und Kultisten, den wir für uns entscheiden können. Neben Untoten taucht im Dunkeln jedoch noch mehr auf: der Dämon, der nun anscheinend nicht mehr in der Erde gehalten wird. Sein Ziel scheint das Zelt, in dem ich die Armschiene der blauen Rüstung sicherte. Er scheint zu merken, dass er meine Sicherung nicht umgehen kann und rennt durch das Lager. Zu spät merke ich, dass er es wirklich auf mich abgesehen hat, werde von ihm niedergestreckt und bedroht. Nachdem ich mich aus seinen Fängen befreien kann, kommt es zu einer langen Vorfolgungsjagd. Schließlich findet er mich (mit SL-Ortungshilfe *grummel*) und zwingt mich letztendlich, ihm die Armschiene zu bringen. Im Zelt werde ich schließlich von Arkas niedergeschlagen, so dass der Dämon sich vor dem Zelt eingräbt und diese Nacht Ruhe gibt.
Im Laufe des Samstages werden verschiedene Aufgaben (zum Beispiel das Entziffern der merkwürdigen Runen auf den Fahnen) gelöst und weitere Rüstungsteile gefunden. Zudem tauchen Spione in unserem Lager auf und ein Gift macht die Runde, welches in uns allen Übelkeit hervorruft.
Zu unserem Leidwesen taucht auch der Dämon ständig wieder auf und brüllt – auf der Suche nach mir – das gesamte Lager zusammen. Es gelingt mir zwar, ihn bis zum Abend in seiner eingegrabenen Form einzusperren, anschließend werde ich allerdings von ihm gefunden. Ich bin jedoch kaum noch von Nutzen, so dass er von mir ablässt und innerhalb von ca. 15 Minuten selbst alle Rüstungsteile beschafft. Der Helm sowie eine Armschiene werden dabei jedoch von uns zerstört – wenigstens etwas.
Nach ständigen Angriffen beschleunigter untoter Wesen, die uns ziemlich zusetzen, ziehen auch die Kultisten wieder auf – am Ritualplatz. Es folgt eine lange, beschwerliche Schlacht, die wir zwar überstehen, aber wohl nicht gewinnen – zumindest die Gefahr scheint vorerst stark abgeschwächt.
Trotz der Reduzierung des recht vielschichtigen Plots leider recht viel Text Sehr gut hat mit der umgekehrte Haupthandlungs-Strang gefallen: Diesmal mussten die Gegner Teile finden und diese in einem Endritual verwenden.
Alles in allem ein sehr spannender, logischer, anspruchsvoller und vielschichtiger Plot, von dem ich auch nicht alles mitbekommen und einiges stark verkürzt dargestellt habe.
Orga & SL
Der Aufwand mit den Charakteren fiel ebenso groß aus, wie beim letzten Mal: Spielerpässe, Charakter-Ordner und dergleichen mehr. Die Regelmodifikationen sind meines Wissens nahezu gleich geblieben und daher, wie beim Vorgänger, als in sich logisch, bedacht, fair und nachvollziehbar zu beschreiben.
Mein Hauptkritikpunkt des letzten Jahres ist diesmal vollständig weggefallen: Eigentlich gab es immer und überall eine SL, die sich kümmerte und die man anquatschen konnte. Die interne Absprache schien dennoch super zu laufen – jede SL schien in alles zumindest oberflächlich eingeweiht, so dass Auskunft über alles Mögliche gegeben werden konnte.
Von mir also einen empor gestreckten Daumen für die gute und sorgfältige SL-Arbeit.
Location
Die anfänglichen Zweifel erwähnte ich ja bereits. Trotz allem eigentlich ein schöner Zeltplatz, mit großem Wald- und Feld-Areal und einem See. Alles in allem hat es mir recht gut gefallen.
Ausstattung
Definitiv klasse. Alles, was ins Spiel integriert wurde, wurde durch die Orga darstellbar. Vor allem der Sarkophag beeindruckte. Auch die Ausstattung der NSCs ist als gelungen zu bezeichnen: Seien es die silbernen Wappenröcke unserer Feinde oder das Dämonenkostüm: alles sehr gelungen und glaubhaft.
NSCs
Einen umfassenden Überblick über die NSCs habe ich diesmal wohl kaum erhalten – dafür habe ich mich in Kämpfen meist zu sehr zurückgehalten. Die zahlreichen Eindrücke, die ich dennoch sammeln konnte, haben mir sehr gut gefallen. Gelungenes Spiel (vor allem von unserer kleinen Spionin, die wir im Lager hatten, hehe) hat eigentlich überall Einzug gefunden. Ob es dahingehend jedoch Ausnahmen gab, kann ich nicht sagen – mir hat’s gefallen.
Meines Wissens nach hatten die NSCs auch sehr viel Freiraum und selbst nicht allzu großes Wissen über den Plot.
SCs
Sehr viel besser als das letzte Mal. Das Rollenspiel war auf recht hohem Niveau und bereitete großen Spaß. Bis auf eine Hand voll Ausnahmen (die es immer gibt) haben für mich diesmal auch die SCs überzeugt – auf ganzer Linie.
Interessant war jedoch, dass ich noch nie so wenig Magier auf einem Con gesehen habe. Als einer von dreien fühlte ich mich teilweise doch recht verlassen. Ein Haufen Priester, wenige Heiler und eine Reihe von kriegsfähigen Personen machte das Bild jedoch sehr angenehm.
Arons Tod
Viel Gerede ergab sich um den Tod meines Charakters Aron. An dieser Stelle möchte ich es mir nicht nehmen lassen, die entsprechenden Umstände zu erläutern:
Viel Konfliktpotential baute sich seit dem ersten Auftauchen des Dämons zwischen ihm und meinem Charakter auf. Ich hatte das, was er wollte, stark gesichert und leistete gegen seine Versuche, mich zur Herausgabe zu zwingen, starken Widerstand. Da ich letztendlich niedergeschlagen wurde, scheiterte meine „Aufgabe“, so dass er im Laufe des nächsten Tages oft wiederkehrte und nach mir suchte. Da ich mich größtenteils im Wald befunden habe, war diese Suche entsprechend wenig von Erfolg gekrönt. Dass ich ihn nach meiner Rückkehr (und abermals erfolgreichen Flucht) bis zum Abend einsperrte, schürte den Zorn zudem noch mehr. Nichtsdestotrotz erteilte er meinem Charakter den Auftrag (Zauber), ihm das entsprechende Rüstungsteil zu beschaffen. Diesen Auftrag konnte ich jedoch schlecht ausführen, da er nach einem relativ kurzen Zeitraum eben jenen Gegenstand schon in seinem Besitz hatte.
Nach den Erlebnissen meines Charakters mit Dämonen (Folterungen, Korrumpierungen von Freunden, Besessenheiten und so weiter) sowie den Erlebnissen der letzten Tage, ist dieser entsprechend schlecht auf den Dämon zu sprechen gewesen.
Nun wurde an ihn herangetragen, der Dämon habe sich auf dem Ritualplatz eingegraben und man wisse nicht, wie man ihm beim nächsten Auftauchen (er war bisher insgesamt ca. sieben Male durchs Lager gelaufen und konnte nie bezwungen werden) beikommen könne. Mein Charakter hat daher seine Hilfe zugesagt und Vorbereitungen für einen Dämonenauftrag (Schriftrolle anfertigen, etc.) verfolgt. Als dieser Dämon letztendlich auf dem Schlachtfeld auftauchte, widerstand er meinem Dämonenauftrag, schlug mich nieder und setzte – voller Hass auf mich, der ich als einziger für ihnen einen Namen und ein Gesicht hatte und somit mit jeglichem Widerstand gegen die Beschaffung der Rüstungsteile assoziiert wurde – mir den Todesstoß und wurde anschließend, regungslos auf mir verharrend, ebenfalls getötet.
Das soweit zur Intime-Situation. Dass ich outtime ein wenig deprimiert über den Tod meines Charakters (mittlerweile 61 Contage, knapp 2 Jahre bespielt) war, lässt sich wohl nachvollziehen. Die Kritikpunkte zum Ablauf des letztendlichen Schicksals des Charakters habe ich mit Bartosz, der als SL den Dämon gemimt hatte, persönlich besprochen. Die Spielleitung hat sich die Entscheidung mit dem Tod nicht leicht gemacht und letztendlich tat es vor allem Antje und meinem „special friend“ Bartosz sehr leid. Allerdings muss ich der Fairness halber sagen, dass dieser Tod durchaus gerechtfertigt und legitim war. Immerhin bin ich selbst auch dafür, dass Charaktere nicht jede Aktion überleben sollten. Da ich mir, wie oben ersichtlich, einen großen Feind gemacht habe - von dem ich bis zuletzt nicht abließ - war das Ableben vollends in Ordnung. Die Grausamkeit und Stärke eines Dämons kann und darf man eben nicht auf die leichte Schulter nehmen. Am Ablauf könnte im Nachhinein noch ein wenig gefeilt werden, aber dies ist alles schon persönlich besprochen worden und soll hier nicht weiter ausgeführt werden.
Ein Dankeschön jedoch an alle, die sich am Charaktertod sowie an meiner Person interessiert zeigten. So viele Gemeinschafts-Angebote und neue Charakterkonzepte innerhalb eines Mittags haben mir gezeigt, dass es alleine in der vorhandenen Spielerschaft ein Dutzend Möglichkeiten gäbe, das Schicksal eines weiteren Abenteurers zu beginnen. Wie stark ich dabei auf Altbewährtes zurückgreife, weiß ich jetzt noch nicht – derzeit ist noch nichts Konkretes in Planung.
Die erhaltene Bestätigung werde mir wohl einrahmen 
Fazit
Der Tenor meines Beitrages dürfte ein ausuferndes Fazit überflüssig machen. Ich hatte eine Menge Spaß, die gelieferte Show - sowohl von der SL als auch von den SCs und NSCs - war super, die Betreuung durch die SL stets kompetent vorhanden und der Plot spannend und ziemlich anspruchsvoll.
Trotz Erkältung, schlechtem Wetter, Lager direkt an der Straße und Tod des eigenen Charakters hatte ich so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr. Ich denke, dies spricht für sich.
Ein Dankeschön an alle Beteiligten für dieses wunderschön verlebte Osterwochenende!
Nachtrag
Dass sich Bela beim Herunterrennen eines Abhangs verletzt hat sowie die anschließende Aktion mit Feuerwehr und Notarzt gehört meines Erachtens nicht in ein Review, sollte jedoch auch nicht unerwähnt bleiben. An dieser Stelle von mir alles Liebe und gute Besserung!
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Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben. [Konfuzius] |
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