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12 Beiträge in diesem Thema (offen)
Autor
Beitrag
Surja ist offline Surja  
Farbsymbolik
353 Beiträge - Alter Hase
Surja`s alternatives Ego
Da öfters Fragen aufgekommen sind und nach wie vor lästige Vorurteile (z.B. Gelbe Kleidung ist ein Indiz für den Beruf eines Freudenmädchens) umher geistern folgen hier meine Stichpunkte zum Thema "Farbsymbolik".
Die Quelle findet ihr am Schluss. Es ist zwar nur eine, aber einige der anderen Werke, die ich bearbeitet habe, beziehen sich darauf und die Autorin scheint sehr kompetent zu sein.
Heraldik schneide ich nicht an, da das nun wirklich zu viel wäre.

Entschuldigt bitte die Form. Beim Übertragen ins Forum geht meine leider mehr oder weniger verloren und ich habe gerade nicht den Nerv, sie völlig neu zu machen. Wen der Inhalt sehr interessiert, kann auch das .doc zugeschickt bekommen.

Es mag euch (oder zumindest denen, die tapfer genug sind, alles zu lesen) oberflächlich vorkommen, aber die Farbsymbolik des Mittelalters zu erklären ist schwer. Etwa so wie jemanden zu erläutern, welche Rocklänge in letzten Jahrhundert als schicklich galt.


• Bedeutung und Funktion der Grundfarben einschließlich von Schwarz und Weiß sind konstanter gewesen als die Schnitt – und Gewandformen sowie die Ornamentik (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 5)
• MA: Gesellschaft als „ein nach Ständen differenzierter Farbkörper“ <> heute: frei wählbar (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 5)
• MA: reine Grundfarben am begehrtesten, wenn auch am aufwendigsten herzustellen > Färberezepte gut gehütete Geheimnisse (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 5)
• Aspekte für die Farbwahl
o Festgelegte Farbregeln (z.B. Vorbehalt des Purpur für weltliche Herrscher)
o Persönliche Vorliebe
o Ästhetischer Zeitgeschmack
o Wirtschaftliche Gesichtpunke (z.B. Förderung einheimischer Färbepflanzen)
• Landbevölkerung: sammelte Pflanzen selber oder baute sie im eigenen Garten an > auf wenige Farbtöne beschränkt; Färben nur kleine Mengen (Mangel an großen Töpfen [Luxus] > eher Garn in kl. Töpfen behandeln); eingeschränkt durch mangelnde Fachkenntnis und begrenzte freie Zeit; eher unkonventionelle Färbemittel (das was da war > Flechten, Birlkenblätter, Schachtelhalm,...) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 12)
• Färber: Variation der Farbpalette durch Mischen der Stoffe und Vorbehandlung des Materials (z.B. Beizen) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 12)




Farbordnungen als Grundlage für die Bekleidung
• Im MA wird jeder Stand (sozialer Stand, Berufsstand, Familienstand,...) „als Teil des göttlichen Weltgebäudes verstanden.“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 23)
• Wert des Menschen wird durch die ihm zugeteilte Aufgabe beurteilt: Volk und Bürger (Arbeit) > Geistliche (Verbreitung des Glaubens) > Adel (Schutz von Kirche und Volk) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 23)
• Zunehmende Differenzierung der städtischen Bevölkerung + wachsendes Selbstverständnis und Reichtum der Kaufleute > Bürger drängen im 15. und 16. Jahrhundert nach Anerkennung und kostbaren Stoffen > Gleichziehen mit niederem Adel > Konflikt mit der Standesidee > Verordnungen in ganz Europa, um den Kleiderluxus einzudämmen (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 24)
• Der Großteil der Stadtbevölkerung trägt im MA graue, blaue oder brauen Kleidung (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 27)
• „Volle Farbtöne gelten als schön“ > der höfischen Gesellschaft vorbehalten; hingegen werden „alle gebrochenen, ins Schmutzige und Grau spielende Töne als unschön betrachtet“ > „Zeichen niederer Herkunft“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 29)
• Elegant und vornehm: Rot (am edelsten), Blau, Grün, Gelb, Braun, Weiß und Schwarz
• Alle abgetönten oder gar pastellfarbenen Töne „als unelegant abgelehnt“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 29)
• Mitte 14. Jahrhundert: Landbevölkerung erobert Adelsfarben für sich > einfarbige rote, grüne oder leuchtend blaue Kleidung bzw. Kombination verschiedenfarbiger Kleidungsstücke > „gebrochene Farben als soziales Unterscheidungsmerkmal“ aufgegeben > Adel nimmt ursprünglich „unreine Farben“ in die höfische Kleidung auf (z.B. Grau in Burgund) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 29)
• Einfluss der Reformation > Kleidung wird dunkler > 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts Schwarz als spanische Hofmode, als eleganteste Farbe sogar in der Hochzeitsmode anzutreffen <> Gegenbelege, dass Kaufleute und Patrizier „farbige Kleidungsstücke bevorzugen, mit Vorliebe aus karmesin – und rosenroten Seidenstoffen.“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 30)
• Beliebt: dunkle Röcke, unter denen rote Unterröcke hervorschauen (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 30)
• Vorrecht der höheren Stände auf edele Farben > Auszeichnung <> 12./13. Jahrhundert: mehrfarbiges Wappenkleid > Zeichen der Abhängigkeit von Dienstleuten zu ihrem Herrn; auf Turnieren und Festen getragen (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 34)
• 14. Jahrhundert: mehrere Städte übernehmen „die farbig geteilte Tracht (...) als offizielle Uniform für Amtsdiener und andere städtische Bedienstete, die diese als amtliche Beauftragte ausweist.“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 34)
• 15. Jahrhundert: in ganz Europa üblich, zu Festen und offiziellen Anlässen den „Hofstaat der Fürsten, die zahlreichen Vertreter der Städte, Beamte und Kriegsleute in die gleichen Wappenfarben zu kleiden.“ (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 30); verschiedenfarbige Kopfbedeckungen werden als Kennzeichnung der Vertreter einzelner Universitätsfakultäten benutzt (an den meisten Universitäten ist z.B. Rot für Angehörige der Rechtswissenschaften verbindlich) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 35)
• 1458: Herold Sicile verfässt „Blason des Couleurs“ > Zusammenfassung der mittelalterlichen Farbsprache (wenn auch geprägt von den persönlichen Vorlieben seines Arbeitgebers) > Verbindung zwischen den Farben und den Charakteren der Menschen, sowie der Jahreszeit (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 152)
• 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts: „Wappenfarbigkeit in den Amtstrachten weitgehend zurückgedrängt“ und beschränkt sich auf den Rock oder auf die Brust geheftetes Wappenschild aus Metall (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 34)
• Zünfte und Handwerke: Seit dem Spätmittelalter ständlische Kleidung als einendes Merkmal üblich, eine gemeinsame Farbe entwickelt sich erst sekundär (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 36); ab dem 16. Jahrhundert Recht erkämpft, zu Neujahr und Froleichnahm gemeinsam in farbiger Kleidung an Umzügen teilnehmen zu dürfen (Farbauswahl wahrscheinlich von den Zunftfarben beeinflusst > dementsprechend setzen sich keine nationalen Farben durch; in mehreren Regionen sind Bäcker z.B. weiß gekleidet, in Bayern aber hellblau) (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 38)
• 16. Jahrhundert: einfachen Bürgern und Bauern sind durch die Reichspolizeiordnungen nur inländische Stoffe erlaubt > Wahl in den Rat > sozialer Aufstieg > Handwerker und ihre Familien dürfen Kleidung des nächst höheren Standes (Kaufleute) tragen (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 37)

Beziehungen der Kleiderfarben zum Menschen
• Ständesystem > Untere Schichten versuchten immer wieder, sich an Höheren zu orientieren und verbotene Farben oder Schmuckelemente an ihrer Kleidung zu verwenden (vgl. Nixdorff und Müller 1983; S. 171)
• Bedeutende Persönlichkeiten unter den Regierenden und später unter den Bürgern > Prägung des Modegeschmackes
• Wunsch Idol nachzuahmen > auch innerliche Anpassung
• Der Umwelt angepasste Kleidung > Untergang im „Unpersönlichen“
• „Ästhetisches Verhältnis zwischen Kleider – und Eigenfarben“



Quelle
Heide Nixdorff, Heidi Müller (1983): Weiße Westen – Rote Roben (Von den Farbordnungen des Mittelalters zum individuellen Farbgeschmack). Berlin: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz



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Beitrag vom 28.03.2007 - 20:39
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