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Untergebener und Herr - das vernachlässigte Spielkonzept? (Artikel von Gregor H. aus dem .ning) |
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1361 Beiträge - Qualitätslarper
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Auch wenn dieser wunderbare Artikel vom Gregor H. aus dem larper.ning wohl etwas an der berliner Realität vorbeigeht, möchte ich ihn den dort nicht angemeldeten Nutzern dennoch nicht vorenthalten.
"Untergebener und Herr - das vernachlässigte Spielkonzept?
Nachdem ich mit Titio vor einigen Wochen ein interessantes Gespräch über das Spiel zwische Herrn und Untergebenem im Larp hatte, habe ich mir dazu einige Gedanken gemacht.
Das Spiel zwischen Charakteren unterschiedlicher Hirarchiestufen kommt mir im Larp meistens sehr stereotyp vor.
Oftmals kommandiert der Übergeordnete im Stile eines Unternehmerbarons des 19. Jh. seine / Ihre Diener und Knechte durch die Gegend, schickt diese weg, wenn Gäste kommen und behandelt diese, wenn Außenstehende dabei sind, oft eben nur als Dekoration.
Die Schwemme an "Häuptlingen" im Vergleich zu "Indianern" erklärt sich für mich so.
Das andere Gegenbeispiel ist oftmals die absolute Verbrüderung zwischen den Charakteren, was meiner Erfahrung nach in Gruppen mit einem Demokratisch-Anarchischen Hintergrund vor kommt. Diese will ich in meiner Betrachtung nicht näher beleuchten, da diese in meinem Spielumfeld quasi nicht vorkommen.
Ich denke das Spiel zwischen Herr und Untergebenem bietet mehr als rumkommandieren und Nutzung als Dekoration.
Hierbei kommt für mich die mittelalterliche Komponente des Lehnswesens als Inspiration zum Zug.
Für Spieler, die kein feudal strukturiertes Land bespielen, ist das folgende nicht unbedingt passend.
In einer feudalen Gesellschaft ist jedes Band zwischen Herrn und Untergebenem ein Vasallitätsverhältnis.
Nicht nur zwischen Lehnsherren udn Lehnsnehmern, sondern auch zwischen Gutsherrn und Landpächter, Bauer und Knecht auch zwischen Handwerkermeister und Geselle.
Lehensverhältnis bedeutet zu allererst, dass zwei Personen sich gegenseitig zu etwas verpflichten.
Diese Personen verpflichten sich, als wichtigster Punkt, zu gegenseitiger Treue.
Außerdem kommt in jedem Lehnsverhältnis ein extrem wichtiger Punkt zu tragen: Auxilium et consilium.
Auxilium, die Hilfe und Consilium, der Rat, sind immer die wichtigsten Verpflichtungen im Lehnsverhältnis.
Anders als der o.g. industriebaronesque Umgang mit seinen Knechten, für den diese eben ersetzbare Diener sind, bedeutet ein Lehnsverhältnis die persönliche Bindung bis zum Ende des Vertrages oder gar bis zum Tod, oder darüber hinaus.
Herr und Knecht sind aufeinander angewisen. Der Knecht kann ohne Hilfe und Rat des Herrn nicht existieren; da der Herr ihm Schutz gibt.
Der Herr kann aber auch nicht ohne seinen Knecht existieren, da dieser ihm mit Rat und Hilfe zur Seite steht.
Wieso beruhen diese Verhältnisse auf Gegenseitigkeit?
Wir sind durch die moderne Welt ein großes Maß an Anonymität gewohnt.
Untergebene sind ersetzbar und dem Chef im zweifelsfall egal.
Frühere Lebensverhältnisse sind jedoch im Vergleich weitaus enger. Bedrohungen von Natur und Fremden sind greifbar und ggf. sogar alltäglich.
Eine feste Gemeinschaft bietet Schutz vor Gefahren.
Auf einer etwas weiter höheren Ebene, also zwischen Lehnsherrn und Vasall sind die Gefahren zwar anderer Natur, aber trotzdem akut: Es gibt keine öffentliche Gewalt, geschweige denn eine Art Polizei.
Wenn ein Feind kommt und selbstherrlich beispielsweise einen Bauernhof annektiert und den Zehnt nun dort für sich eintreibt, kann man nicht einfach zur Polizei gehen.
Selbst einen Gang zum königlichen oder Landesherrlichen Landgericht zieht nicht unbedingt eine Vollstreckung nach sich, da es keine Gerichtsdiener gibt, die das Urteil vollstrecken können.
Also ist man ohne Selbsthilfe schutzlos Angriffen von außen ausgesetzt. Ganz alleine kann man aber niemandem entgegentreten, also braucht man treue Untergebe, die nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr weglaufen.
Umgekehrt brauchen Untergebene einen treuen Herrn, der bei Angriffen zur Seite steht und eben Schutz gibt.
Durch das enge Lehensverhältnis haben beide Parteien etwas von ihrer Verpflichtung.
Diese Komponente ist im Larp selten zu spüren, was ich sehr schade finde.
Wie kann man das ganze oben genannte nun als Herr praktisch in sein Spiel integrieren?
Indem man im Spiel außenstehende spüren lässt: Meine Untergebenen stehen unter meinem Schutz und sind meine Unterstützung.
Z.B. sitzt mein Knappe und meine Knechte, wenn ich als Ritter unterwegs bin, mit am Tisch, wenn Gäste kommen und geben auch selbstverständlich Kommentare zu den Gesprächen und werden durchaus auch nach Rat gefragt.
In höheren Adelskreisen übertrage man das Ganze auf den Lehnsherrn und seine Ritter und Knappen.
Gerade dieses um rat fragen ist oft auch ein Motiv der mittelalterlich- höfischen Literatur. Dort fragt bei einer sich anbahnenden Queste König Artus regelmäßig einen oder mehrere seiner Ritter um Rat.
Wenn einer der Untergebenen von außenstehenden angegangen wird diesen zu allererst aus der Gewalt der anderen befreien, selbst wenn dieser offenbar von Bütteln für ein Verbrechen festgehalten wird.
Als Untergebener auf sein Recht pochen, nur von seinem Herrn gerichtet zu werden.
Gerade dieser letzte Punkt waren in Mittelalter und Anfang der frühen Neuzeit große Konfliktherde; indem darum gestritten wurde, von wem (vermeintliche) Straftäter gerichtet werden durften.
Regelmäßig verliefen solche Streitereien zwischen Städten und Adligen; durch das richten lassen des eigenen Anhangs durch fremde Richter sahen alle Parteien ihre Macht geschmälert, was niemand zulassen konnte.
Dieser Punkt passt jedoch eher nur zu Verhältnissen Lehnsherr - Vasall und Ritter - Knecht.
Von Titio kenne ich noch ein schönes Beispiel: Er spielte auf einem Con einen Meier, der seinen Hof aufgrund von Kriegseinflüssen nicht halten konnte. Um nicht zu verhungern, bat er seinen Gutsherrn eben um Hilfe und Schutz, wie das Lehnsverhältnis dies vor sieht.
Seitdem dient sein Charakter direkt im Haushalt des Gutsherrn und begleitet ihn auch als Diener. Da er ihm gut dient, hält der Herr ihm immer wieder etwas bereit, was ihm nach altem Recht zusteht und wenn es nur die Hälfte eines guten Bechers Wein, den er von einem Gast bekommen hat, ist.
Im Allgemeinen sollte also nach außen gekehrt werden, dass der Untergebene selbstverständlich mit Respekt behandelt wird.
Der Untergebene hat zwar zweifellos einen niederen Rang, aber in der feudalen Gesellschaft ist jeder Rang Gottgegewollt und hat seine eigenen, von jedem anerkannten Rechte.
Und das wichtigste hierbei: Die Existenz eines jeden Standes ist existentiell wichtig, damit alle anderen Stände überhaupt existieren können.
(Dieses Verhältnis lößt sich auch erst am Ende des Spätmittelalters mit der
zunehmenden Zentralisierung der Landesherrschaften auf. Darum entladen sich auch
die Bauernkriege: hier verlangen die Bauern die restitution des "Alten Rechts", nicht
etwa, wie landläufig geglaubt, irgendeine Revolution! Man verlangt nach dem
gottgegebenen Platz in der Welt, der mit festen rechten versehen ist.)
Ganz anders als also das anfängliche Beispiel des Industriebarons: Hier ist der Diener rechtlos, weil ersetzbar.
Natürlich kann man beides spielen; ich würde mir jedoch wünschen, dass ein Vasallenverhältnis öfter im Larp anzutreffen wäre."
Original von Gregor H. aka Siegmund von Hohensteyn, zu finden unter http://larper.ning.com/profiles/blogs/untergebener-und-herr-das?id=1183176%3ABlogPost%3A971058
mfg Stefan
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von StefanL am 07.02.2010 - 14:45.
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Beitrag vom 07.02.2010 - 14:44 |
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890 Beiträge - Larp-Gott
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Bin für alle Facetten.
Ideal ist eine hirachische Gruppe mit wenigen/einem höher gestellten, dem angepasst pro Person ein Knappe (was ist das weibliche Pendant?), ein Page/ eine Zofe, dazu noch Gesinde wie Mägde und Knechte, davon gerne auch ein paar mehr. Schön sind natürlich auch Sonderposten wie der Mundschenk
Ich geh mal wieder von der Realität aus. Hatte neulich ein Gesräch mit Sonja, darüber wer von Maries Gefolge über wem steht und solche Dinge.
Klar die Zofe ist ja sozusagen ihr Lehrling. Die darf bestimmt auch mit an der Tafel sitzen (wenn genug Platz ist) und mit den anderen Adligen reden soll sie meiner Meinung nach sogar. Wie soll sie sonst den richtigen Umgang lernen? Sie hat also eine ziemlich priviligierte Stellung wo sie Fragen stellen kann und auch nach ihren Befindlichkeiten und ihrer Meinung gefragt wird.
Die Magd aber, ist nur Bodensatz. Eine Leibeigene, die wissen muss, wo ihr Platz ist.... und das ist ganz sicher kein Platz an der Adelstafel! Die Magd wird auch nicht wirklich um Rat gefragt, sie wüsste auch gar nicht, was sie dann sagen sollte. Trotzdem kann sie auf den Schutz ihrer Herrin rechnen. Wenn irgendwer sie belästigt, kann sie zu ihr gehen und die Herrin kann dann ihren Streiter bitten das "Missverständnis" zu klären. Ach und die Magd hat natürlich auch das Glück immer mal den einen oder anderen Rest von der Tafel essen oder trinken zu dürfen.
Ich bin für möglichst viel Gefolge! Nur so kann es da zu einem Facettenreichen und differenzierten Spiel kommen.
Contra so viele Adlige
Pro mehr Gesinde
*Teilzeitmagd aus Überzeugung*
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... und dann habe ich die Realität einfach aufgegessen
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Abilena am 13.02.2010 - 02:29.
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Beitrag vom 12.02.2010 - 20:10 |
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3218 Beiträge - JackassLarper
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Genau, die Dienerschaft sind die wahren Herrscher im Spiel.
Aus meiner Perspektive des Dienenden ist vor allem das OT Feedback nach dem Spiel wichtig. Im Spiel freut mich besonders, wenn mein Herr / meine Herrin mit den Qualitäten Ihrer Dienerschaft vor den anderen Adligen großspurig prahlt.
Nichst desto trotz ist es ein Geben und Nehmen und wenn mir das HinundHer Gewetze zu viel wird, nehme ich mich halt mal aus dem Spiel raus. Der Weinkeller will ja auch kontrolliert werden ...
Greetings
Boris
*Mundschenk aus Überzeugung*
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Hotte: unfreier Bauer in der Klemmberger Bauernwehr
Bruder Gunther: Pfaffe der heiligen Kirche Ordons
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Beitrag vom 13.02.2010 - 02:11 |
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954 Beiträge - Larp-Gott
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Also ich stimme Boris da schon zu es ist auch irgendwie schade wenn da ein noch so super gewandeter Adeliger steht... wenn der da einsam und alleine und gänzlich ohne bedienstete steht wirkt das nich so toll als wenn ihm eine Dienerschaft untertan ist die das ganze auch ncoh gut spielt
Es ist viel beeindruckender wenn jemand mit der Hand winkt und sofoer jemand da ist
Es macht einfach ein schönes spiel draus und ich fand den Mundschenk an sich eine sehr beeindruckende Figur absolut authentisch
Es kommt einfach ziemlich cool und wenn man IT ein bisschen spaß an der Sache hat und weiß das OT der Herr/die Herrin langsam voll angenervt is nichts allein machen zu können is das schon irgendwie recht witzig^^
Es sollte halt im rechten maße gespielt werden denk ich
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Beitrag vom 13.02.2010 - 10:55 |
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3731 Beiträge - JackassLarper
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stimme diem guten siggi, also dem verfasser des textes zu, dass es mehr zweiseitige diener/herrschafts verhltnisse geben sollte....
ich für meinen teil fahre am liebsten mit der schiene "mein *gefolge (langsam fang ich an das wort nimmer zu mögen ^^) soll sich aussuchen, was und wie sie spielen wollen. jeder nach seinem geschmack, ich kann mich anpassen.
adel ohne gefolge ist scheisse...jedenfalls nach meiner meinung. wenigstens eine person sollte man hinter sich haben, egal welche position man inne hat.
deswegen mag ich meine leute so, alle haben sich ausgesucht was und wie sie sein wollen und wissen (hoffentlich ^^), dass das alles flexibel anpassbar an neue wünsche und bedürfnisse ist. jedem wie ers mag
pro spass. larp sollte spass machen, alles andre ist unerwünscht.
ich habs als magd immer sehr genossen, die reine dienerin ohne besonderheit zu sein, nicht völlig aber doch irgendwie austaiuschbar. jeh nach chara (ja ich habe zwei magdcharas ^^) gibt es verschiedene ansätze zum thema meinungsäusserung und ratschlag, aber ich finde, das sollte jeder so handhaben, wie ers mag.
nichts desto trotze find ich den artikel gut, weil er den leuten das breite spektrum aufzeigt, in dem sich eine dienende rolle bewegne kann.
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"Die häufigste Todesursache in Drakenstein sind übrigens Bankette."
Drakenstein 18 - Ackers Segen | 26. - 28.10.2012
www.drakenstein.de |
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Beitrag vom 14.02.2010 - 05:19 |
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1361 Beiträge - Qualitätslarper
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@Abilena: Wobei ich an der Stelle noch mal kurz differenzieren möchte zwischen dem Tisch, den Gregor da ansprach, und der klassischen "Adelstafel". Er meint dort speziell den Tisch vom Herrn Landritter und seiner Zeltgemeinschaft, an dem eher spontan einzelne Gäste empfangen werden und ebend nicht die Festtafel der halben Adelsbaggage. In der eher freien Atmosphäre der Zeltgemeinschaft kommen dann natürlich Knechte und Mägde sehr viel eher zum Zuge, während diese Rolle an der Adelstafel ja eher dem Herrn Landritter und seinem Knappen (oder auch der Zofe ) zukommt.
mfg Stefan
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Beitrag vom 16.02.2010 - 16:12 |
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